8. Februar 2017

Onkel Dagobert: Sein Leben, seine Milliarden

Es gibt manchmal so Tage, an denen man sich denkt, jetzt habe ich doch richtig Lust irgendetwas zu schreiben. In letzter Zeit hatte ich diese Momente eher selten (siehe Inaktivität dieses Blogs), ich hatte sozusagen eine kreative Flaute. Obwohl, so unkreativ war der letzte Monat gar nicht, ich habe mich halt nur mit Cinematographie mehr beschäftigt als mit Comics. Aber das ist alter Kaffee, jetzt möchte ich mich einer Rezension widmen, die ich schon lange vorhatte, aber nie geschrieben habe. Heute geht es um Don Rosas epochales und mit dem Will-Eisner-Award ausgezeichnetes Meisterwerk "Onkel Dagobert: Sein Leben, seine Milliarden".

Don Rosa sieht sich ja bekanntlich als Carl Barks' Erbe an und hat selbstverständlich auch viele gute Geschichten mit den Ducks gezeichnet. Doch seine prägenste und beste Geschichte ist "Onkel Dagobert: Sein Leben, seine Milliarden" (und weil ich diesen Namen hasse, werde ich die Serie von nun an nach dem englischen Originaltitel, "The Life and Times of Scrooge", benennen). Wie viel Mühe er sich damit gegeben hat, merkt man schon an dem Fakt, dass fast alle Fakten in Barks' Comics erwähnt wurden oder stattfanden.

Die Biographie von Rosas Lieblingsente beginnt in Schottland, genauer gesagt irgendwo in den Highlands, auf der Duckenburgh. Dagoberts Vater Dietbert erklärt ihm die Geschichte der Familie Duck. Das passiert im Comic auf ein paar Seiten, im originalen Skript allerdings steht etwas völlig anderes. Hier wird auf sieben Seiten die komplette Geschichte der Familie Duck erzählt. Eigentlich schade, ich finde diesen Part sehr schön und finde, dass er uns viel Auskunft gibt. Aber wahrscheinlich fiel das dann unter den Radar Egmonts, die ja eine maximal Seitenanzahl von 15 Seiten für jede einzelne Episode von Dagoberts Lebensabschnitten festgelegt haben, welche nur bei Episode 8, 9, 11 und 12 durchbrochen wurde.

Als Dietbert und Dagobert dann nach Hause gehen wollen, wird ihre traute Zweisamkeit von den Whiskervilles durchbrochen. Die Whiskervilles waren seit jeher der Feind der Familie Duck und sind es auch immer noch. Vor ein paar hundert Jahren vertrieben sie mit einem geschauspielerten, furchteinflößedem Hund die Familie Duck von ihrem Grundstück.

Als Dagobert und Dietbert wieder nach Hause kommen, regen sich Jakob (Dietberts Bruder) und Dagobert über die Whiskervilles auf und versuchen Dietbert davon zu überzeugen, die Duckenburg von den Whiskervilles zurückzuerobern. Natürlich hält Dietbert die beiden zurück und er fängt an, einen Schuhputzkasten für Dagobert zu basteln. Diesen kriegt der dann am nächsten Morgen zum zehntem Geburtstag (schon ein recht außergewöhnliches Geschenk, oder?) geschenkt. Natürlich macht sich Dagobert direkt auf den Weg, doch niemand will sich von ihm die Schuhe putzen lassen bis auf einen alten Freund von Dagoberts Vater. Als Dagobert nach harter Arbeit fertig ist, will er natürlich auch sein Geld, welches er auch kriegt, doch als Dagobert sich wieder entfernt, bemerkt er, dass es sich bei der Münze um einen amerikanischen Kreuzer handelt. Schnell erkennt Dagobert, wie er an noch mehr Geld kommt, zuerst verkauft er Holz und dann Torf, welches er sich aus dem Moor der Duckenburgh sticht. Eines Tages jedoch, sehen die Whiskervilles ihn und versuchen ihn festzusetzen. Aus der Not heraus versteckt sich Dagobert in der Duckenburgh, in welcher er auf Sir Donnerbold trifft, welcher ihm einen Plan erzählt, mit dem er sie Whiskervilles vertreiben soll. Dagobert soll eine Rüstung mit Torf anzünden und diese dann auf einem Pferd auf die Whiskervilles loslassen.


Donnerbolds Plan gelingt und am nächsten Tag möchte Dagobert dann nach Amerika reisen. Mit 13 Jahren beginnt seine Reise um die ganze Welt...

Meiner Meinung nach fußt die Geschichte auf drei Säulen, zum Ersten ist da die Genialität des Textes, der versucht eine der berühmtesten Figuren der Popkultur, die schon in mehreren 1000 Geschichten vorkam, zu biographieren (und das auch schafft, mit zahlreichen innovativen Gegenspielern und historischen Persönlichkeiten), zum Anderen der Witz, der zum einen in den Details der grandiosen Zeichnungen und außerdem im Wortwitz eines Peter Daibenzeiher und im englischen Original der eines Don Rosa vorkommt, und zum dritten hat Don Rosa eine epochale Bildgewalt auf das Papier gebracht.

Die sorgfältige Beschreibung eines heranwachsenenden jungen Tor, bis hin zum Griesgram, wie wir ihn heute kennen, gibt Dagobert eine seltsame emotionale Tiefe, die den Leser aber meiner Meinung nach nicht an Dagobert fesselt, oder diesen dem Leser zum Freund macht, nein, ich finde Dagobert, auch in The Life and Times of Scrooge nicht nett und verspüre jedes Mal, wenn ich ihn sehe eine gewisse Unzufriedenheit. Viele Leute sehen das allerdings anders, sie sagen, Dagobert wäre facettenreicher als von vielen anderen Zeichnern und Autoren dargestellt (um es etwas genauer auszudrücken Martina), was ich persönlich sehr schade finde, denn ein skrupelloser Charakter ist meiner einung nach interessanter als ein "Harte Schale, weicher Kern"-Charakter.

Als ich zum ersten Mal eine Geschichte von Don Rosa gelesen habe (es war SLsM), habe ich seinen Zeichenstil nicht besonders gemocht. Er war mir für einen im Text von Barks besessenem Barks Künstler zu Barks-fern, falls ihr versteht was ich meine. Sein Stil ist sehr rau und sehr detailreich, er ähnelt eher einem Undergroundcomic. Jano Rohleder hat sogar einmal gesagt, dass die meisten Künstler, die an eine der Schulen in den Niederlanden oder in Italien waren, über Rosas Stil nur lachen und sagen, sie könnten so etwas nie zeichnen.


(sorry, dass der Scan auf Englisch ist, ich habe aber gerade nur die englische Version hier zum scannen)


Versteht mich nicht falsch, ich liebe Don Rosa für sein Werk und seinen Zeichenstil, obwohl es hier auf meinem Blog vielleicht manchmal so klingt, als ob ich ihn nicht so sehr mögen würde. Dem ist nicht so. Ich mag The Life and Times of Scrooge sehr, es wirkt mir sogar beinahe tröstend, in einer Welt, in der es die Panama-Papers gibt und das Unwort des Jahres 2009 "notleidende Banken" war. Die Geschichte Rosas spielt in keinem postfaktischen Zeitalter, statt Donald Trump kommt Teddy Roosevelt vor und statt Malaysia Airlines und Syrien werden die Titanic und der Wilde Westen genannt. Tatsächlich geht Dagobert immer verantwortungsvoll mit sich, seiner Umwelt und den Menschen um und wie schon früher erwähnt, finde ich das ein bisschen Schade, denn eigentlich könnte uns Dagobert unser eigenes Ich vorhalten, er könnte uns selbst reflektieren und er könnte vor allem Hauptprotgonist eines Disney-Comic-Eposses sein, welches philosophischer ist, als viele seiner Vor- und Nachfolger. Nichtsdestotrotz mag ich The Life and Times of $crooge sehr, es ist wie schon erwähnt tröstend, es zeigt uns, wie eine perfekte Welt aussehen könnte und dafür ist die Literatur ja bekanntlich auch da.

Nun bleibt mir nur noch eins übrig zu sagen (und so werde ich ab jetzt jede meiner Rezensionen über Rosa beenden):

Thank you Mister Rosa!

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