27. November 2016

Alle gegen einen

"Das lustigste Buch der Welt". Damit titelt das LTB schon seit Jahren, dennoch scheint ihnen da ein Fehler unterlaufen zu sein, das LTB um das es heute geht ist nämlich ganz und gar nicht lustig! Die 452. Ausgabe des Lustigen Taschenbuchs erschien am 4. März 2014, ein Jahr und ein Monat nach der italienischen Erstveröffentlichung und somit für deutsche Verhältnisse ganz schön schnell. Auch die Seitenanzahl ist für deutsche Verhältnisse ganz schön hoch; ganze 126 Seiten lang ist die Geschichte! Doch mit der Thematik "Alle gegen einen", sind Francesco Artibani und Alessandro Perina allerdings nicht ganz so innovativ, selbst Don Rosa hat sich in der Geschichte "A little Something Special" mit der Materie befasst.

Aber nicht nur das Thema - nein - auch die Künstler sind absolout Klasse. Francesco Artibani arbeitet seit 1991 als Texter für den italienischen Panini Verlag. Zunächst arbeitete er hauptsächlich an Reihen, wie "Mickey Mouse Mystery Magazine" oder "Paperinik New Adventures". 1998 veröffentlichte er in Kooperation mit dem Römer Corrado Mastantuono und dem aüßerst talentierten Autor Tito Faraci die Geschichte "Im Strudel der Zeit", in der Micky und Karlo versuchen müssen "Steamboat Willie" zu bergen.



Auch Alessandro Perina hat im Jahr 1991 seine Karriere begonnen. Zunächst arbeitete er an der Reihe "Wizards of Mickey", später zeichnete er jedoch auch normale Stories. Im Jahr 2011 konzipierte er mit Francesco Artibani zusammen die Geschichte "Käpten Gucks Mammutbaum", sie holte Artibani aus einer vierjähriegen Abstinenz wieder heraus. Anscheinend haben sich die beiden gut verstanden, denn auch dannach arbeiteten sie noch zusammen, besonders hervorgehoben seinen hier "Unvergessliche Ferien", die Artibani mit seinen beiden Kindern Elena und Leonardo schrieb und "Alle gegen einen".

Also, zur Sache. In tiefer dunkler Nacht schleichen sich die Panzerknacker zum Anwesen von Klaas Klever. Was haben sie vor? Wollen sie den Multimilliardär ausrauben? Ihn kidnappen? Anscheinend nicht, denn Klever empfängt die drei Jungs direkt in der Eingangshalle.


Anscheinen führen die vier etwas im Schilde. Umso (un-) überraschender, dass auch noch Mac Moneysac und Gundel Gaukeley an dem Coup beteiligt sind. Zusammen wollen sie Dagoberts Geldspeicher ausräumen, dabei ist jeder auf das fixiert, dass der andere braucht. Wenn Gundel den Speicher ausräumt schlägt kein Alarm, wenn die Panzerknacker den ersten Zehner klauen, dann schlägt kein Alarm aus, das macht nur Sinn, da die Abwehrsysteme auf die jeweiligen Ziele der Ganoven ausgerichtet sind. So einfach - so genial. Es funktioniert sogar, Gundel kriegt ihren Zehner, die Panzerknacker das Geld und Moneysac und Klever kriegen... - ja was kriegen die beiden eigentlich? Sie kriegen den kompletten Duck'schen Finanzmarkt vor die Füße geworfen.


Das es dabei zu Komplikationen kommt, lässt sich nicht vermeiden, vorallem wenn Gundel das Geld der Panzerknacker in einer anderen Dimension versteckt, beim Versuch ihre Münzen in den Vesuv einzuschmelzen allerdings die falsche Münze benutzt und von dem größten Rat der Hexen in eine Fee verwandelt wird.


Und der Neid frißt auch an Moneysac und Klever, welche beide versuchen für sich den größeren Gewinn zu erzielen.

Und genau das ist auch ihr Untergang. Denn als Kuno Knäul sich als Maharadscha verkleidet und Dagobert als seinen Berater, machen die beiden Moneysac und Klever jewils ein Angebot, in dem diese insgeheim das ganze Geld und die Aktien an Dagobert zurückzahlen. Okay, ich gebe zu, auch ich hätte die beiden in ihrer ulkigen Verkleidung nicht erkannt. Ich denke mehr muss man eigentlich gar nicht zum Handlungsverlauf sagen, außer das Artibani mit ein paar Easter-Eggs für den ambitionierten Leser lockt, denn auch Kuller und Roller tauchen in der Geschichte auf. So schafft er den Spagat zwischen alt und modern - altamerikanisch und modernitalienisch.


Nicht zuletzt gelingt es Francesco Artibani geschickt Entenhausen als dreidimensionale und lebendige Stadt darzustellen, die Bewohner Entenhausens haben ihren bestimmten Platzt und sind auch an der Lösung des Problems beteiligt. Auch Phantomias kriegt seinen Auftritt und bestimmt damit auch das Schicksal Entenhausens. Alles wird schön facettenreich gezeigt und der römische Schriftsteller schafft es uns eine wunderbare Geschichte zu zeigen, dass auch eine längere Geschichte viel Tempo drauf haben kann und nicht unbedingt langweilig sein muss. Interessant ist auch der zeitgeschichtliche Kontext, nämlich dass der Markt extrem schnell ist und das man innerhalb kürzester Zeit in wirtschaftliche Insolvenz fallen kann (bekanntestes Beispiel wahrscheinlich Schlecker).


Aber nicht nur Kuller und Roller sind in der Geschichte zu finden, ebenso der Maharadscha von Zasterabad wird mit Kuno als Maharadscha parodiert und Mac Moneysac verhält sich so wie in Barks und Rosas Geschichten: griesgrämig und exzentrisch. Das Auftrete von Mac Moneysac ist wirklich verwunderlich, schließlich wird er von den Italieniern (leider) nicht oft benutzt und das einzige mal, wo sie alle drei auftreten ist in "Klub der Milliardäre" eine uralte Geschichte von Pavese und Perego, mit wunderbarem Artwork.


Lobend hervorgehoben sei hier noch Perinas Artwork, welches die Figuren wirklich plastisch und ihres Charakters entsprechend wirken lässt. Eine Kuriosität ist allerdings, wieso sich im letzten Panel Carl Barks und Rodolfo Cimino verstecken!


Und gerade das ist es, was mich so verwundert, wie kamen die Dänen dazu ein solches Meisterwerk abzudrucken? Dazu schaue man sich am besten mal die LTBs an, die ungefähr zur gleichen Zeit erschienen sind. Tatsächlich gab es zu dieser Zeit relativ gute LTBs, viele Castys, viele lange Stories, woran das liegt werden wie wohl nie erfahren. Trotzdem habe ich eine Vermutung: Ein paar Monate davor hat sich einer der Redakteure bei Egmont gedacht, "Habt ihr schon gehört, die deutschen regen sich mal wieder über die schlechte Qualität der Comics auf, wie damals mit dem Kaschperl!" daraufhin antwortete ein anderer "Lass uns doch über ein paar Monate qualitative Geschichten veröffentlichen, dann beruhigen die sich schon wieder!". Tja, leider hat Egmont diese Veröffentlichungspolitik ja nicht fortgeführt, denn natürlich sind -5-Stories immer am lustigsten und am besten, auf einen Vitaliano oder Artibani kann man da vergeblich hoffen. Leider.

Doch es ist ja Weihnachtszeit, die Zeit der Liebe. Also lasst und lieber die Dezemberausgabe des TGDDSH genießen anstand zu meckern. In diesem Sinne, einen schönen ersten Advent.